In dem Zyklus "time window" sind vier Werkgruppen von Volker Heinze zusammengefasst,
die sich auf verschiedene Weisen mit der fortschreitenden Simulation unserer Lebenswirklichkeit auseinandersetzen. Das vorzügliche Medium dieser Simulation ist das digitale Bild, dem die manipulativen Eingriffe
heute kaum noch anzusehen sind. In "time window" bedient sich Volker Heinze einiger dieser technisch-manipulativen Möglichkeiten, um unserer Informationsgesellschaft neue künstlerische Bildfindungen
"einzuspeisen".
Die collapsed systems sind Meeres- bzw. Landschaftsfotografien, die aber keine besonderen Orte einfangen, sondern als "Universalräume" gemeint sind, die den "äußeren Zustand
unseres Naturverständnisses bildhaft hinterfragen (cit. Volker Heinze)". In diesen Landschaften findet kein Ereignis statt, Zeit und Raum scheinen still zu stehen und wo eine Sonne am abendlichen Himmel zu erwarten
wäre, findet sich diffuses Dämmerlicht. Die Welt befindet sich in einem entropischen Gleichgewicht, der Zustand am Anfang und am Ende unserer Welt. Mit random access memory sind Portraits betitelt, junge Menschen, die
durch den unvermittelten Blick in die Kamera große physische Präsenz austrahlen, gleichzeitig aber von Unsicherheit sprechen. Mit den Portraits strebt Volker Heinze einen "inneren Schwebezustand an, der bewusst die
Kontingenz unserer Gegenwart reflektiert." Bei den urban defects geschieht etwas ähnliches wie bei den Landschaften: Wenngleich bestimmte Städte wie Caracas, Sao Paulo oder Tokio als Vorbilder dienten, ist doch
das Bild einer idealtypischen, universalen Stadt das Ziel. Hier ist alles Individuelle getilgt, so auch das Licht, die Autos, die Pflanzen, die Menschen. Heinze entwirft eine düstere Zukunftsvision der sich selbst
organisierenden Megacities, der "Molochs", die durch unregulierten Fortschritts- und Wachstumsglaube getragen werden. Das Thema der advanced companies ist die Werbung für heute noch nicht
existente, aber durchaus vorstellbare global agierende Unternehmungen.Technisch-optische Erfindungen und deren Bildresultat verweisen auf die 150-jährige technische Geschichte des fotografischen Mediums. Als
Werbeanzeigen repräsentieren sie perfekt die visuelle Analogie unseres technologischen Optimismus.
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