Marcela Böhm – “Kontrolle ist Illusion!”

Marcela Böhm – Harte Tour
31. August – 05. Oktober 2024.
Eröffnung 30. August, 19 Uhr.

Die Ausstellung “Harte Tour” stellt zwei große Motive in den Mittelpunkt, mit denen sich die Argentinisch-Deutsche Künstlerin Marcela Böhm immer wieder beschäftigt: Auf der inhaltlichen Ebene ist es der soziale Mensch in den unterschiedlichsten Gefügen, in Familie, Partnerschaft und Freundschaft, in Freude und Leid, den sie beobachtet und den sie in ihrer einzigartigen Bildsprache präzise zu zeichnen weiß. Und auf der formalen Ebene arbeitet sie an einer figurativen Malerei, die immer experimentell ihre formalen Grenzen auslotet und nicht selten auch überschreitet.
Das Thema und der Titel der Ausstellung “Harte Tour” sind einem Gemälde entnommen (“Auf die harte Tour”, 80 x 110 cm): Ein junges Mädchen steht vor einem alles überwuchernden Bambuswald, bereit, in dieses Dickicht einzudringen. Wohin wird der Weg führen? – Eine Frage, die im übertragenen Sinne vor allem für junge Menschen heute schwieriger denn je zu beantworten ist. Denn unabhängig von der persönlichen Ungewissheit warten auf die jungen Leute globale Krisen, die unlösbar erscheinen.
Es ist die Natur, die keine Rücksicht kennt und unsere Zivilisation bedroht. Marcela Böhm verarbeitet ihre Erfahrungen an den Wasserfällen von Iguacu, die nach starken Regenfälle binnen weniger Tage alle Stege, Dämme und Brücken mühelos wegspülten.
Die zivilisatorische Fortentwicklung des Menschen bringt nichts angesichts solcher Naturkatastrophen, Kontrolle ist eine Illusion. Es bleibt offen, zu welchem Anteil der so hochentwickelte Mensch selbst bei der Zerstörung seiner Lebensgrundlage mithilft. Ebenso, ob es den jungen Menschen gelingen wird, Lösungen für die globalen Krisen zu finden.

In weiteren Bildern wird die Katastrophe unterschwellig ebenfalls thematisiert. Es sind zwei sehr abstrakte und fragmentarische Bilder (“Das letzte Wort” / “Das Sagen haben”, je 60 x 90 cm), die von Autowracks inspiriert sind, aber eigentlich nichts wirklich konkretes erkennen lassen. Ausgehend von der Verbildlichung von Gegenständen entwickelt Marcela Böhm ein Wechselspiel von erkennbaren Formen und abstrakten Farbstrichen, von Räumen und Strukturen, die sich zu purer Malerei vereinen. Und das ist die besondere Qualität der Malerei von Marcela Böhm: Jedes Bild ist eine neue Erfindung, nichts ist gesetzt. Immer wieder findet sie neue Lösungen für malerische Probleme, nach dem Motto “Mal sehen, wo es mich hinführt…”, und ist dabei bereit, immer wieder auch über die Grenzen der gegenständlichen Malerei hinauszugehen.
In dieser Ausstellung denkt Marcela Böhm kritisch über den Zustand unserer aktuellen Welt nach, keinesfalls hoffnungslos, denn über den Wasserfällen des Iguacu (“Masse und Volumen”, 80 x 120 cm) scheint schon wieder ein Regenbogen auf. Marcela Böhm nimmt die Besucher:innen mit auf eine Reise durch die Möglichkeiten der gegenständlichen Malerei, und auf diesem Gebiet zählt sie zu den herausragenden Persönlichkeiten im Kunstdiskurs.

Marcela Böhm im Kunstforum International, Bd. 295, Mai 2024
Bei uns in der Galerie erhältlich!